ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Asphalt, Beton & Stein | Brücken & Tunnel

BAB A9: Rekonstruktion einer Fußgängerbrücke

Die Raststätte Rodaborn in Thüringen wird gemeinhin als erste Autobahnraststätte in Deutschland bezeichnet. Das ist zwar nicht falsch, doch verbindet sich für die meisten Menschen der Begriff einer Autobahnraststätte damit, dass ein solch gastliches Haus im Zusammenhang mit dem Bau und Betrieb der Autobahn erfolgte. Das ist in Rodaborn nicht der Fall: Die Gaststätte gab es bereits vor dem Bau der Reichsautobahn Berlin – München. Die Strecke führt lediglich so dicht daran vorbei, dass es nur folgerichtig war, dort einen Parkplatz zu gestalten und die Gaststätte zu integrieren.

Um von der östlichen Seite der Autobahn, von der Richtungsfahrbahn München – Berlin zur anderen Seite der Strecke und somit zur Gaststätte zu gelangen, wurde bereits in der 1930er Jahren eine hölzerne Fußgängerbrücke errichtet. Wie sich der Volksmund erzählt, soll wohl ein Unternehmer aus der Region die Brücke gegen das Versprechen, dass der Übergang den Namen seiner Gattin tragen wird, gesponsort haben. Die Fußgängerbrücke wurde deshalb oftmals als "Erna-Steg" bezeichnet.

Im Jahre 1974 war der Zustand der hölzernen Brücke so desolat, dass ein Neubau notwendig erschien. Als Ersatzbau überbrückte seit dem eine Stahlbrücke die Autobahn. Diese Stahlbrücke wiederum war 1987 "reif" für eine grundlegende Rekonstruktion. Über diese findet sich im Mitteilungsblatt "unsere autobahnen" des VEB Autobahndirektion Nr. 3 (1988) ein Beitrag des Produktionsleiters Friedrich aus dem Betriebsteil Legefeld, der im Folgenden wiedergegeben wird:

"Als Ersatz für die baufällig gewordene Holzbrücke im Bereich der Raststätte Rodaborn, A 9 bei km 201,73, Streckenbereich der AM Blintendorf, wurde im Jahr 1974 eine Stahlbrücke errichtet. Bereits im Jahr 1976 waren durch unzulässige Überhöhe eines Schwerlasttransportes Schäden an den Untergurten verursacht worden.

Im Zuge der Streckensanierung der A 9 zwischen der AS.Hermsdorf und AS Triptis erfolgte im Jahr 1987 der längst fällige Neubau des Parkplatzes für die Raststätte Rodaborn auf beiden Richtungsfahrbahnen durch den Betriebsteil "Rekonstruktionen Hermsdorf". In diesem Zeitraum kam auch die Rekonstruktion der Fußgängerbrücke Rodaborn zur Ausführung.

Die Stahlbauarbeiten führte der VEB ABK, Stahlbrückenbau Könnern aus. Die Massivbauarbeiten und der Korrosionsschutz waren der Brückenmeisterei Weißenfels zugeordnet. Die Gußasphaltleistungen tätigte die Betriebsstelle Bituminöse Bauweisen Hermsdorf.

Zur Gewährleistung der lichten Höhe mußte der Stahlüberbau nach der Sanierung der Schäden am Untergurt um 61 cm angehoben werden. Das wurde durch Fertigung neuer Auflagerbänke aus Betonfertigteilen erreicht.

Bedingt durch die Anordnung einer Einfädelungsspur wurde die Fußgängerbrücke um ein Feld verschoben. Infolge dieser Verschiebung war die Errichtung eines neuen Pfeilers erforderlich, ein alter Pfeiler mußte abgebrochen werden. Der neue Pfeiler wurde den vorhandenen Pfeilern angeglichen und erhielt eine Verblendung aus Ziegelmauerwerk. Die vorhandenen Treppenaufgänge erhielten neue Fundamente aus Ortbeton.

Die alten Lager der Fußgängerbrücke wurden wieder verwendet. Als Dichtung erfolgte auf dem Deckblech des Überbaues ein Buildicalanstrich. Den Abschluß bildete ein 30 mm dicker Gußasphaltbelag.

Trotz einiger Schwierigkeiten bei der Baudurchführung konnten die wesentlichen Gewerke in guter Qualität bis Dezember 1987 abgeschlossen und die Fußgängerbrücke zur Nutzung freigegeben werden. Restarbeiten an der Entwässerungseinrichtung, am Geländer und Abdeckung der Einfassungsmauern sollen bis 30. April 1988 erfolgen. Mit der Rekonstruktion des Parkplatzes, der Fußgängerbrücke und der Raststätte Rodaborn sind somit ideale Parkmöglichkeiten für die Verkehrteilnehmer geschaffen worden."

H. Schneider, Naumburg (Saale) 10/2012