Die Autobahnmeisterei Kirchheim unter Teck beherbergte auf dem Dachboden über der erhaltenen Fahrzeughalle der Meisterei einen "Schatz" besonderer Art. Irgendwann (nach 1945?), das genaue Entstehungsjahr weiß keiner, war jemand auf die Idee gekommen, die Querung der Schwäbischen Alb zwischen Mühlhausen im Täle und der Albhochfläche bei Hohenstadt als Modell zu gestalten. Dargestellt sind darin die fast spektakulär zu nennenden Teilstrecken der Autobahn mit dem Aufstieg der Richtungsfahrbahn Ulm im Tal zwischen Mühlhausen i.T. und Wiesensteig und der Abstieg der Richtungsfahrbahn Stuttgart am Drackensteiner Hang zwischen Hohenstadt und Mühlhausen i.T. Jahre, Jahrzehnte? lagerte dieses Modell auf einem Dachboden in der Meisterei, bis es unversehrt und zum Erstaunen der Meistereimitarbeiter wieder "das Licht der Öffentlichkeit" erblickte. Die folgenden Bilder zeigen das Modell und viele Einzelheiten und erzeugen ein tieferes Verständnis für das Betrachten anderer Webseiten zum Thema Albauf- bzw. Abstieg mit seinen Tunneln und Brücken. Bild 1, Blickrichtung Nord-Süd: Ausschnitt des Modells.
Am rechten unteren Bildrand liegt der Ort Mühlhausen im Täle (nicht im Bild). Die Richtungsfahrbahn Ulm der Autobahn windet sich am Berghang des Filstales von ca. 540 m über NN, vorbei an der Stadt Wiesensteig, auf die Hochfläche bei Hohenstadt mit ca. 790 m über NN. Dort erst werden die Richtungsfahrbahn Ulm und die Richtungsfahrbahn Stuttgart wieder zusammengeführt. Die Richtungsfahrbahn Stuttgart steigt von der Höhe durch das Heldental hinab und führt ab dem Impferloch, ständig dem Hang folgend, nach Gosbach, um bei Mühlhausen i.T. wieder auf die Richtungsfahrbahn Ulm zu treffen. |
Bild 2, Blickrichtung Nordwest - Südost: Mühlhausen im Täle. Abzweig der Richtungsfahrbahn Ulm von der Autobahnstrecke. Der Modellierer hatte wohl das Verkehrsaufkommen der 1930er Jahre vor Augen: Heute reiht sich Auto an Auto, um den Anstieg von bis zu 7,4 % ab Mühlhausen zu bewältigen. Bild 3, Blickrichtung West-Ost: Der Albaufstieg der Richtungsfahrbahn Ulm am Hange des Filstales. Im Vordergrund die Stadt Wiesensteig. Die von der Hochfläche zum Filstal hinabstrebenden Seitentäler werden von der Todsburg- und der Malakoffbrücke überwunden. Am rechten oberen Bildrand unterquert die Autobahn den Lämmerbuckel in einem nach ihm benannten Tunnel. Die im Modell aufgemalte Eisenbahnstrecke nach Wiesensteig ist schon lange Geschichte. Bild 4, Blickrichtung West-Ost: Von links nach rechts: Malakoffbrücke, eine ⇒Lehnenbrücke und das Nordwestportal des Lämmerbuckeltunnels. Bild 5, Blickrichtung Südost-Nordwest: Die Fahrbahnteilung/-zusammenführung bei der Behelfsausfahrt Hohenstadt. Links ist die aus dem Lämmelbuckeltunnel kommende Richtungsfahrbahn Ulm zu sehen, rechts führt die Richtungsfahrbahn Stuttgart durch das Heldental zum Impferloch, dem Drackensteiner Hang entgegen. Bild 6, Blickrichtung Nordost-Südwest: Der Albabstieg am Drackensteiner Hang. Ein kleiner Felsvorsprung bildet den Nasenfelstunnel, kurz darauf folgt die Drachenlochbrücke. Zu Füßen der Brücke modellierte Trümmerstücke der 1945 erfolgten Brückenzerstörung. Bilder 7a u. b: Vom Modell in die Natur - Linkes Bild: Blick vom Nasenfelstunnel bergauf. Unmittelbar am Endes des Tales das Impferloch. Dort befindet sich eine Bogenbrücke gleichen Namens. Der Blick talabwärts in Richtung Stuttgart zeigt den mit einer starken Mauer gestützten Hang, bevor das Drachenloch mit der Drachenlochbrücke überwunden wird. Bild 8, Blickrichtung Ost-West: Der Albabstieg am Drackensteiner Hang mit der 184 m langen Drachenlochbrücke am linken Bildrand, der nachfolgenden 100 m langen Himmelsleiterbrücke und der 245 m langen Fischerhäuslebrücke in der Bildmitte.
Text und Fotos: H. Schneider, Naumburg (Saale), 3/2021
Nachtrag Ein dem »ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE« anvertrauter Nachlass an Fachzeitschriften enthält im Heft "Verkehrstechnik" Nr. 2 (1934), Seite 47 der Beilage "Straßenbau und Straßenunterhaltung" einen kleinen Beitrag zur Strecke Stuttgart - Ulm, der nachstehend als Faksimile wiedergegeben ist. Quelle: "Verkehrstechnik" Heft 2 (1934), Beilage "Straßenbau und Straßenunterhaltung", S. 47 In der Dokumentation "Die Planungsarbeiten für die Reichsautobahnen - Zweieinhalb Jahre Gezuvor", Volk und Reich Verlag Berlin (1937) ist auf Seite 111, in der Karte mit den von der Sektion X Stuttgart bearbeiteten Linien, deutlich eine Querung des Filstales als Wahllinie eingezeichnet.
H. Schneider, Naumburg (Saale), 8/2015
Siehe auch:
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