ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

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Neues von der Bundesstraße 104, von Linken nach Pasewalk

Im Frühjahr 2016 ergab sich ein Schriftverkehr zwischen unserer Forschungsgruppe Meilensteine e.V. und der Straßenmeisterei Pasewalk. Vorausgegangen war dem eine Anfrage unserer Forschungsgruppe bezüglich des an der Chaussee von Stettin nach Pasewalk (der heutigen B 104) umgefahrenen preußischen Halbmeilensteines bei Zerrenthin (siehe MJ 71/Seite 55) beim zuständigen Straßenbauamt in Neustrelitz. Wir übermittelten der Straßenmeisterei Pasewalk Empfehlungen, welche Maßnahmen sich zur Sicherung der noch vorhandenen Meilensteine an der alten Chaussee von Stettin nach Pasewalk anbieten. Außerdem übergaben wir Beiträge aus unserem Meilensteinjournal, welche die Meilensteine an dieser Chaussee zum Inhalt hatten (u.a. MJ 49/Seite 17-23). Weiterhin stellten wir auf Nachfrage alle Informationen aus unserer Bestandsdatenbank zu den Meilensteinen der Chaussee von Stettin nach Pasewalk zur Verfügung.

Im Sommer 2016 teilte uns dann der Leiter der Straßenmeisterei Pasewalk, Herr Volkmar Johst, mit, dass seine Mitarbeiter den Ganzmeilenstein Rossow (ohne das Obeliskenteil, welches schon lange verschwunden ist) gesäubert und neu aufgestellt haben. Außerdem kündigte er an, weitere Maßnahmen in Vorbereitung zu haben, ohne Konkretes zu benennen.

Nachdem unser Vereinsvorsitzender Herr Fredrich bei einer Busfahrt nach Stettin aus dem Bus heraus neu aufgestellte Meilensteine gesehen und darüber berichtet hatte, habe ich mich im September 2016 auf eine Exkursion entlang der B 104 vom Grenzübergang bei Linken nach Pasewalk begeben. Die Ergebnisse dieser Exkursion sollen nun im Folgenden vorgestellt werden (Hinweis: Weitere Bilder des alten Zustandes der Meilensteine können in MJ 49/Seite 17-23 zum Vergleich herangezogen werden.).

In bzw. bei Bismark waren drei Meilensteinstandorte bekannt. Gegenüber dem Chausseehaus östlich von Bismark lag ein Obeliskenteil eines Ganzmeilenobelisken im Straßengraben. Dabei handelte es sich um einen sekundären Standort. In der östlichen Ortslage von Bismark stand ein Viertelmeilenstein östlich des Abzweiges nach Gellin und etwa 1 km westlich des Ortsausganges von Bismark in Richtung Pasewalk stand ein Halbmeilenstein. Alle drei Steine bestanden aus Sandstein und standen bzw. lagen an der südlichen Straßenseite. Noch 1998 waren alle drei genannten Steine vorhanden. So konnten auch ihre Standorte genau mit den modernen Stationierungsdaten der Straßenbauverwaltung von uns registriert werden. Allerdings waren alle drei Steine 1999 bereits nicht mehr vor Ort aufzufinden.

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Abb. 1 (links): Das Reststück des Ganzmeilenobelisken gegenüber dem Chausseehaus östlich von Bismark. Deutlich ist zu erkennen, dass der Meilenstein aus Sandstein besteht. Außerdem ist der Eisendocht, der der Verbindung mit dem würfelförmigen Fußteil dient, zu erkennen (Foto: Grell/Bernau, 04.01.1998).
Abb. 2 (rechts): Der heute gegenüber dem Chausseehaus östlich von Bismark überraschend neu aufgestellte Viertelmeilenstein (Foto: Grell/Bernau, 25.09.2016).

An allen drei Standorten in bzw. bei Bismark stehen heute Viertelmeilensteine in Würfelform. Die Straßenmeisterei Pasewalk hat also an den dokumentierten alten Standorten fast punktgenau diese Viertelmeilensteine neu aufgestellt. Allerdings können diese Meilensteine nicht von der alten Chaussee von Stettin nach Pasewalk stammen. Die originalen Meilensteine dieser Chaussee waren aus Sandstein, die heute hier stehenden Meilensteine sind aus Granit. Die Würfelform dieser Meilensteine aber passt grundsätzlich zu dieser Chaussee. Zur Herkunft dieser drei Meilensteine ist zu vermuten, dass diese von einem anderen Chausseeabschnitt stammen und jahrelang auf dem Hof der Straßenmeisterei lagerten. Diese drei Steine könnten z.B. von der alten Chaussee von Pasewalk nach Greifswald (heutige B 109) stammen. Dort standen bzw. stehen solche Meilensteine aus Granit. Auch sind unserem Verein Standorte an dieser Chaussee (z.B. bei Heinrichsruh) bekannt, wo seit vielen Jahren solche Meilensteine fehlen.

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Abb. 3 (links): Der originale Viertelmeilenstein in Bismark, 150 m östlich des Abzweiges nach Gellin (Foto: Grell/Bernau, 04.01.1998).
Abb. 4 (rechts): Der heute an dieser Stelle in Bismark stehende Viertelmeilenstein (Foto: Grell/Bernau, 25.09.2016).

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Abb. 5 (links): Das originale würfelförmige Fußteil des Halbmeilensteines westlich von Bismark. Zum Zeitpunkt der Aufnahme ist das Sockelteil schon nicht mehr vorhanden (vergleiche MJ 49/ Seite 20). Dafür ist der Eisendocht, der der Verbindung mit dem Sockelteil dient, gut zu erkennen, weil das Fußteil umgekippt auf der Seite liegt (Foto: Grell/Bernau, 04.01.1998).
Abb. 6 (rechts): Der heute an dieser Stelle westlich von Bismark stehende Viertelmeilenstein (Foto: Grell/Bernau, 25.09.2016).

Von dem nächsten Meilenstein in Richtung Pasewalk, dem Ganzmeilenobelisken bei Plöwen, ist nur noch das würfelförmige Fußteil vorhanden. Dieses lag zuletzt umgekippt auf der Seite. Dieser Stein wurde durch die Straßenmeisterei Pasewalk gereinigt, aufgerichtet und wieder richtigherum aufgestellt. Am Zustand des Halbmeilensteines in Löcknitz fanden keine Maßnahmen statt. Dieser Meilenstein steht unverändert etwas tief ins Bankett versunken am Straßenrand.

Der wiederum nächste Ganzmeilenstein, der westlich von Rossow steht, wurde dagegen von der Straßenmeisterei Pasewalk angehoben, aufgerichtet und gereinigt. Der letzte der in der Reihe nach Pasewalk stehenden Meilensteine, der am östlichen Ortseingang von Zerrenthin stehende Halbmeilenstein, wurde ebenfalls gereinigt und wieder aufgerichtet (siehe Abb. 11 und MJ 67/Seite 55).

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Abb. 7 (links): Das umgekippt auf der Seite liegende Reststück des Ganzmeilensteines Plöwen (Foto: Grell/ Bernau, 24.07.2012).
Abb. 8 (rechts): Der heutige Zustand des Ganzmeilensteines Plöwen (Foto: Grell/Bernau, 25.09.2016).

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Abb. 9 (links): Der schief am Straßenrand stehende Ganzmeilenstein westlich von Rossow (Foto: Grell/Bernau, 24.07.2012).
Abb. 10 (rechts): Der heutige Zustand des Ganzmeilensteines Rossow. Deutlich ist der separate Sockelstein zu erkennen (Foto: Straßenmeisterei Pasewalk, 21.04.2016).

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Die Straßenmeisterei Pasewalk teilt in dem oben genannten Schriftverkehr im April 2016 mit, dass der eigentlich zu dem Halbmeilenstein Zerrenthin gehörende Sockelstein nicht mehr auffindbar sei. Deshalb bietet dieser Halbmeilenstein heute das Aussehen eines Viertelmeilensteines.
 
 
 
 
 
Abb. 11 (rechts): Der Halbmeilenstein am östlichen Ortsausgang von Zerrenthin (Blick in Richtung Osten) nach seiner Wiederaufrichtung (Foto: Grell/Bernau, 25.09.2016).

© Gast-Autor: Olaf Grell, Bernau
Für diesen Beitrag hat uns die Forschungsgruppe Meilensteine e.V., Berlin, freundlicherweise das Recht zur Zweitveröffentlichung eingeräumt.

Nadel    Forschungsgruppe Meilensteine e.V.


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