ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Geschichte & Verwaltung | Historie & Gegenwart

Kunst am Bau - Das Wandbild in der Autobahnmeisterei Siegsdorf (BAB A8)
Ein Gastbeitrag des Mitarbeiters in der AM Erkner, Herrn Gerald Lock

Bild

Am 27.09.2011 habe ich einem guten Freund und ehemaligen Lehrer für Deutsch und Kunst, welcher an der Europaschule Storkow seine Tätigkeit ausübte, ein Foto des vorstehend abgebildeten Wandgemäldes zur Betrachtung vorgelegt. Herr Peter Funke ist Rentner und betätigt sich heute noch künstlerisch aktiv im Burg-Kulturverein der Stadt Storkow (Mark). Ich habe ihn um seine Deutung des Wandbildes der AM Siegsdorf gebeten.

Nach einer längeren Betrachtung des Wandbildes1 gab er folgende persönliche Eindrücke wieder:

"Der Stil könnte eine „Lüftlmalerei“ (Scheinmalerei) sein, wie sie heute noch besonders in Bayern und Österreich angewendet wird. Dieser Gemäldestil wurde meist zur Umsetzung biblischer Darstellungen in der Kunstform der Fassadenmalerei als Architekturelement genutzt. Die Tiere, als Jagdszene, wurden als Auszug wahrscheinlich aus einen bereits vorhandenen barocken Motiv herausgezogen und als malerisches Element zur Fassadengestaltung um die Wanduhr eingesetzt."

Interessant für mich ist auch die Deutung des Bildinhalts durch Herrn Funke:

"Der erste Hund ist ein kaltblütiger hasserfüllter Jäger, der Raser, welcher nur seine Beute, die Geschwindigkeit, im Sinn hat und sich durch nichts von seinen Ziel abbringen lässt. Der braune Hund im Hintergrund erscheint ihm, bestimmend durch die ausgeprägte Rute, als Fuchs. Der Fuchs erweckt in ihm den Eindruck, dass dieser durch den Rückblick vorsichtig auf eine lauernde Gefahr von hinten achtet. Die eben noch Jäger waren, werden zu den Gejagten. Der Umkehrschluss wäre, ein (nicht unbedingt rücksichtsloser) schnellerer Verkehrsteilnehmer kann zur Gefahr werden, weil die beiden vorherigen Jäger die Auswirkungen ihrer Jagd nicht einschätzen können."

Das Interessante an dieser Deutung ist, dass der Leiter der AM Siegsdorf, Herr Markus Götz, zur gleichen Einschätzung kam. Auch er meinte:

"Die Hunde sind die Autofahrer, die den kleinen Bauarbeiter (Straßenwärter) bedrohen; Der Hase symbolisiert den Bauarbeiter als denjenigen, der sehr schnell von der Straße springen/laufen muss, wenn es gefährlich wird."

Herr Funke und ich wollen immer hoffen, dass der Hase, der Straßenwärter, stets schnell genug bleibt, um einer Gefahr für sich und anderen aus dem Wege zugehen.

Als Straßenwärter in der Autobahnmeisterei Erkner bin ich mir bewusst, wie leicht sich dieser Wunsch ausspricht und wie schwer er sich nur mit sehr viel Geduld, Wissen, Besonnenheit, Rücksicht und Glück bei der täglichen Arbeit erfüllt.

Herr Peter Funke und ich wünschen allen Beschäftigten im Straßenbetriebsdienst viele unfallfreie Arbeitstage.

Gerald Lock

 

1 Die Art des Bildes ist nicht bekannt. Es könnte sich dabei um ein Fresko handeln [Fresko = „Malerei auf das Frische“, d.h. Wandmalerei auf den frischen, noch feuchten Kalkputz (gipsfreier Grubenkalk mit Sand und Wasser). Die nur mit Wasser angerührten Farben verbinden sich dauerhaft beim Trocknen mit dem Putz.]
Quelle: Kunstduden, Meiers Lexikonverlag Mannheim, S. 186

Foto: H. Schneider, Naumburg 2011


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