ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

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Die kürzeste Autobahn der Welt

(Eisenhüttenstadt) Eine Menge prominenter Schaulustiger hatte sich eingefunden. Sie standen an der Leitplanke und blickten herüber auf den roten, schrottreifen Skoda Favorit, der sich unter den vorausfahrenden Laster geschoben hatte. Aus der Ferne erklang das Martinshorn – Rettung nahte.

Die Autobahn-Szenerie spielte sich unter den Augen von Innenminister Jörg Schönbohm und Finanzminister Rainer Speer auf dem Gelände der Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt ab. Die Kaderschmiede für Feuerwehrleute des Landes Brandenburg hat sich einen 30 Meter langen und 60 000 Euro teuren Autobahnabschnitt mit zwei Belägen (Beton, Asphalt) auf dem Areal in der Eisenbahnstraße bauen lassen, um realitätsnah den Ernstfall zu üben. „Eigentlich dauert so ein Einsatz etwas mehr als eine Stunde“, sagt Hagen Bodinka, Lehrbereichsleiter Sonderausbildung an der Schule. Für die Ministershow wurde das „patientengerechte Befreien von Personen“ nach einem Unfall im Zeitraffer vorgeführt: Das Einschlagen der Pkw-Scheiben, um an den schwer verletzten Fahrer heranzukommen, und das Durchtrennen der B- und C-Säulen des Pkw, damit der Verletzte über das offene Dach geborgen werden kann. „Die hydraulischen Spreizer müssen dabei richtig angesetzt werden“, erklärt Ausbildungsleiter Heinz Rudolph. „Wenn man das falsch macht, kann man mehr schaden als nützen.“

Der Autobahnübungsabschnitt ergänzt das Profil der dem Land Brandenburg unterstehenden Feuerwehrschule. Was Feuerwehrleute hier in der Praxis proben, wird zuvor im neuen Lehrgebäude theoretisch gepaukt. Für den zweigeschossigen Stahlbetonbau, der eigentlich schon seit Ende April steht, aber erst gestern offiziell eingeweiht worden ist, hatte das Land rund 2,3 Millionen Euro locker gemacht. In den drei mit modernster Technik ausgestatteten Lehrsälen können jetzt zeitgleich 110 Feuerwehrangehörige aus- und weitergebildet werden. 18 Ausbilder schulten in Eisenhüttenstadt in den 208 Lehrgängen 2007 rund 3500 Angehörige der Feuerwehr. „Und noch immer ist der Bedarf damit nicht abgedeckt,“ sagt Ausbilder Hagen Bodinka.

Das neue Lehrgebäude L 2 bietet auf einer Hauptnutzfläche von rund 460 Quadratmetern drei Lehrsäle, Pausen- und Lehrmittelräume sowie Büroräume für die Lehrer und Ausbilder. Das vorhandene Lehrsaalgebäude und der Neubau sind durch einen Gang miteinander verbunden. 49 der insgesamt 59 Bauaufträge sind nach Aussagen des Finanzministers an brandenburgische Unternehmen vergeben worden. Die Grundvoraussetzungen für eine professionelle Ausbildung sind Schulleiter Norbert Zoschke zufolge besser denn je: „Die Geschichte der Landesfeuerwehrschule ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Zoschke, und auch Innenminister Jörg Schönbohm spricht von einem professionellen Kompetenzzentrum, zu dem die Schule ausgebaut werden soll.

Schon 2004 und 2005 sind für 6,8 Millionen Euro an der Einrichtung ein Atemschutzzentrum und ein Bettenhaus fertig gestellt worden. Speer und Schönbohm kündigten weitere Baumaßnahmen an. So sollen bis 2012 eine moderne Übungshalle und weitere Freiflächen sowie ein Brandübungshaus die Ausbildungsbedingungen der Feuerwehren für den Ernstfall weiter verbessern. Das Brandübungshaus soll gemeinsam mit polnischen Feuerwehren realisiert werden und etwa zwei Millionen Euro kosten. Innenminister Schönbohm forderte nicht nur eine qualitativ hohe Ausbildung, sondern auch Quantität: „Wir stehen vor einer gewaltigen Herausforderung,“ sagte Schönbohm. "Angesichts der demografischen Entwicklung müsse es gelingen, die doppelte Anzahl von Jugendlichen wie sonst für die Feuerwehr zu begeistern, um den aktuellen Personalbestand auch in der Zukunft halten zu können."

Foto

Jeder Handgriff sitzt:
Vor den Augen der Minister befreien Feuerwehrleute auf dem neuen Autobahnübungsabschnitt
der Landesfeuerwehrschule einen „Verletzten“ aus einem verunglückten Pkw.

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Märkische Oderzeitung, 13. Juni 2008
Autor: Andreas Wendt
Foto: GMD/Gerrit Freitag


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