Die am 21. Oktober 1924 in Berlin gegründete Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau (Stufa) war als technisch-wissenschaftliche Forschungsvereinigung konzipiert. Die Anregung dazu hatten ein Wissenschaftler (der Geheime Regierungsrat Prof. Robert Otzen, TH Hannover) und ein Praktiker (Baurat Dr.-Ing. Peter-Hans Riepert, Reichsverband der Deutschen Industrie) gegeben. Die Mitglieder der neuen Institution lassen sich vier Gruppen zuordnen:
Bei den Stufa-Mitgliedern gab es viele Überschneidungen mit dem Deutschen Straßenbauverband (DStrBV), der zudem in den Stufa-Gremien Sitz und Stimme hatte. Dementsprechend waren notwendige Abstimmprozesse zur Organisation des Erfahrungsaustausches und der Ausschussarbeit in den beiden Einrichtungen unproblematisch, zumal sich die Stufa ebenso wie der DStrBV der wohlwollenden Unterstützung durch das Reichsverkehrsministerium erfreute. Zweck der gemeinnützig ausgerichteten Arbeitsgemeinschaft war es, alle am Straßenwesen interessierten gesellschaftlichen Kräfte für die sachgerechte Fortentwicklung des Automobilstraßenbaus zusammenzufassen und die Praxis des Straßenbaus durch die Verbreitung wissenschaftlich abgesicherter Normen und Regeln vom Trassenentwurf bis zur Bauausführung zu fördern. Neben die Beantwortung technisch-wissenschaftlicher Fragen sollte gleichrangig die Klärung von Fragen der Straßenbaufinanzierung und der Organisation treten. Zur Harmonisierung des angestrebten Miteinanders von Straßenbaupraxis, Technik, Wissenschaft und Wirtschaft gehörte auch die kritische Prüfung der Forderungen der Automobilindustrie an den Straßenbau, um zu verhindern, dass „der Straßenbau nur als Amboß und das Automobil oder die Automobilindustrie als Hammer“ wirken würden. Mit der Erarbeitung und Herausgabe von Straßenbaurichtlinien und Technischen Merkblättern erhielt die Stufa im Laufe der Zeit den Status einer halb-öffentlichen Einrichtung. Ein leitender Gedanke der Stufa war, für Deutschland ein optimales Netz von Durchgangsstraßen (Fernstraßen, auch ‚Automobilstraßen‘ genannt) für den Kraftfahrzeugverkehr zu entwerfen. Hier kooperierte sie mit den Praktikern im Deutschen Straßenbauverband. Die Studiengesellschaft hatte jedoch nicht im Sinn, auf den Bau von "Nur-Autostraßen“ oder Autobahnen zu drängen und auch keinerlei Ambitionen, selbst Straßen zu bauen, wie fälschlicherweise immer wieder in der Literatur und auf Internetseiten mit Hinweis auf den Begriff „Automobilstraßen“ behauptet wird. Entsprechend ihrer Statuten hielt die Stufa jährlich eine Hauptversammlung (HV) ab. Diese fanden – abgesehen von der Gründungsversammlung – an folgenden Terminen statt:
Die Tagungen dienten als Plattform für Vorträge und Diskussionen zu grundsätzlichen Fragen des Straßenbaus in Deutschland. Zusätzlich publizierte die Stufa im Eigenverlag Berichte zu den öffentlichen Tagungen der verschiedenen Fach-Ausschüsse (z. B. Teer-, Asphalt-, Betonstraßen) sowie jährliche Berichte über die Arbeiten der Studiengesellschaft (1924 – 1932). Das Organ zur Unterrichtung der Mitglieder wie auch interessierter Kreise und der Öffentlichkeit waren die „Mitteilungen der Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau“, die von 1924 bis 1934 erschienen. Um zu beleuchten, wie sich im Laufe der Zeit die Thematik änderte, werden nachfolgend die Niederschriften der Hauptversammlungen vorgestellt. |
Wissenschaftliche Redaktion, Reiner Ruppmann, im Juni 2015
|