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Grenzstein in Alfeld/Leine

Der Zufall und ein achtsames Auge

Wer mit aufmerksamen Augen durch seine Stadt geht, entdeckt manchmal Dinge, die ihm bisher verborgen schienen. Das Entdeckte hält dann oftmals Geschichten oder Ereignisse des Alltags oder aus dem gesellschaftlichen Leben parat. Als solche "Entdeckung" kann der Fund eines Markierungssteins in der Stadt Alfeld/Leine bezeichnet werden.

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Bilder 1 und 2: Der Grenzstein in Alfeld/Leine.Die ursprünglich der Stadt abgewandte und normalerweise ebenfalls sichtbare Seite des Steins mit der Inschrift "Reich" zeigt leider stadteinwärts auf die Hauswand. Foto: E. Rüsch

Herr Dr. Eckart Rüsch vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD), Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege, sandte dem ARCHIV die drei folgenden Fotos des Markierungssteins, der an der Grundmauer des Hauses Hildesheimer Straße 18 zu finden ist und dort vermutlich schon lange "sein Dasein fristet". Dass er nicht, wie in den Fotos ersichtlich, den Pflasterarbeiten des Fußweges zum Opfer fiel, ist wohl ein Glücksfall, vielleicht aber auch der Umsicht der Straßenbauarbeiter zu verdanken.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit stand der Grenzstein ursprünglich seit 1936/37rund 100 Meter weiter östlich des heutigen Standortes an der seinerzeitigen Stadtgrenze (ungefähr am heutigen Walter-Gropius-Ring? Das müsste anhand eines zeitgenössischen Katasterplans geklärt werden). Dass er versetzt wurde, lässt sich an der Ausrichtung der Inschrift „REICH“ erkennen. Nach der Funktion des Grenzsteins musste diese Bezeichnung grundsätzlich auf der stadtabgewandten Seite zu sehen sein, um den Zuständigkeisbereich des Baulastträgers für Reichsstraßen zu kennzeichnen. Entsprechend wies die Inschrift „GEM“ stadtseitig auf die kommunale Wegebauverantwortung hin. Die genaue Vermessungsgrenze markierte die auf beiden Schmalseiten des Steins mittig eingetieften Keilnuten. Man muss sich somit den Grenzstein gedreht ungefähr am damaligen Stadtrand stehend vorstellen.

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Bild 3: Wie viele Passanten gehen wohl täglich am Stein vorüber, ohne die Buchstaben GEM deuten zu können? Foto: E. Rüsch

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Bild 4: Der Standort des Grenzsteins an der Hildesheimer Straße und der vermutete ursprüngliche Standort.
(Quelle: Google Street View; Einzeichnung R. Ruppmann)

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Bild 5: Der Grenzstein am Endes des Gebäudes Hildesheimer Straße 18 (Quelle: Apple Maps; Einzeichnung R. Ruppmann)


 
Text: AfASG (Naumburg u. Köln), 4/2024
 

Weitere Informationen zu "Grenz o. a. Markierungssteine" enthalten nachstehend genannte Webseiten:

Neuregelung der Straßenbaulast zwischen Reichs- und Gemeindestraßen ab 1934
Grenzsteine in Göttingen - 2020 zufällig entdeckt und gemeinsam richtig verortet

Seltene Grenzsteine in Göttingen unter Denkmalschutz gestellt